Sonntag, 9. Oktober 2005


Zwischenruf,

nur mal eben so, aus alter Gewohnheit und so:

||Arschlochmodus an||

Ihr könnt mich doch alle mal, aber so was von, jawollja, verdammte Scheiße!

||Arschlochmodus aus||


 

 

Nachwachsende Recourssen

Bronchienschleim
Nasenrotz (Knetmännchengrundmaterial)

Dreck am Menschen | luise um 19:25h| 0 Kommentare |comment

 

 




und für die einsamen:
rent-a-dildo


 

 

Bjork also

Herausfordernd starrt sie mich an, die Arme um seine Hüften gelegt, die ehemals blonden Haare schwarz gefärbt – was ihr nicht ganz geglückt ist, anstatt eines satten Schwarz befindet sich ein diffuses und glanzloses Dunkelgrau auf ihrem Kopf. Sie wirft mir immer wieder lauernde Blicke zu, vergewissert sich, dass ich sie sehe, ihn sehe, wie sie an seinem Hals hängt, ihn, der mich vor zwei Tagen abserviert hat, ihn und sie, die sich ihm zuliebe die blonden Locken hat ruinieren lassen. Dabei ist das mit den schwarzen Haaren auf meinem Mist gewachsen, ich habe ihm das Geständnis entlockt, dass er auf schwarze Mähnen abfährt – allerdings war ich nicht so dämlich, mir die Haare ruinieren zu lassen. Im nachhinein bin ich ganz froh, ihr, meiner ehemals guten Freundin, davon erzählt zu haben, denn so anschaulich hätte mir kein Friseur schildern können, wie bescheuert schwarz auf blond aussieht.

Kalte Wut steigt in mir auf, am liebsten würde ich rübergehen und ihr die Nase brechen oder die Schneidezähne ausschlagen. Sie beobachtet mich noch immer, wirft übertrieben den Kopf in den Nacken und lacht ein lautes, schrilles Lachen. Jetzt schaut er ebenfalls zu mir rüber. Nein, denke ich, das gönne ich dir nicht, diesen Triumph gönne ich keinen von euch beiden. Ich werde den Teufel tun und wie ein geprügelter Hund euer Schauspiel verfolgen, nein, verdammt, nein! Ich werde doch so einem Arschloch nicht hinterher heulen, wo es doch so viele Kerle gibt, mehr als genug, der da drüben zum Beispiel. Hey, das ist es: ich brauche einen neuen Kerl, jetzt sofort, genau hier, genau vor seiner – und ihrer - Nase! Und der da drüben, der scheint mir passend, aber so was von passend, der glotzt doch sowieso schon die ganze Zeit ganz unverblümt rüber. Der, jawoll, der kommt mir grade recht.

Er, der Kerl, lehnt an einem der gigantischen Lautsprecher, welche die Tanzfläche beschallen. An einem gewöhnlichen Abend würde ich auf dem Lautsprecher sitzen, er, der Arsch, würde zwischen meinen Beinen stehen, eine Hand zwischen meinen Schenkeln auf dem schwarzen Holz, welches unter der richtigen Musik, mit richtig viel Bass, vibriert und pulsiert, unter seinen Fingern und unter meinem Hintern. Heute ist jedoch kein gewöhnlicher Abend, es ist gar kein Abend, sondern Spätnachmittag an einem quälend endlos langen Samstag.

Ich will diesen glotzenden Kerl jetzt, sofort, augenblicklich. Ich habe keine Zeit für langes Geziere und Rumgesülze, ich habe es eilig, und weil ich es eilig habe, darf es ruhig die plumpe, einfallslose Tour sein. „Hast du Feuer?“, frage ich ihn und starre ihm direkt in die Augen. Er starrt zurück, mustert mich von oben bis unten. „Klar hab ich Feuer.“, sagt er und rührt sich nicht. „Schön, sehr schön.“, sage ich und starre ihm weiter in die Augen. Er rührt sich immer noch nicht. „Trägst du es nur spazieren oder benutzt du es auch hin und wieder?“, frage ich ihn und halte die Kippe in meiner Hand hoch. „Ich habe das Feuer, du hast die Kippen, scheint so, als könnten wir zusammen kommen.“, grinst er mich an. Das dauert mir alles zu lange, viel zu lange, ich fühle die Blicke in meinem Rücken, fühle erneut Wut in mir aufsteigen. Schneller, das muss schneller gehen, verdammt! „Du hast Feuer, ich habe Kippen, so weit waren wir schon - ich hätte dir ein bisschen mehr zugetraut.“, sage ich und schiebe das Becken vor. „Werd´ mal deutlicher, ich komme nicht mit.“, sagt er, sein Blick ist fragend geworden. „Feuer gegen Kippe ist ein bisschen mager, findest du nicht?“, grinse ich und drehe mich verstohlen um, erhasche einen Blick auf erwartungsvolle herüber glotzende Gesichter in enger Umarmung. „Okay, deutlich: Du kannst alle meine Kippen haben, wenn du jetzt sofort, auf der Stelle, mit mir einen filmreifen Kuss hinlegst.“, fahre ich fort. Er nickt verstehend, seine Blicke wandern zwischen mir und den beiden turtelnden Arschlöchern hin und her. „Null Problem.“, sagt er, zieht mich unvermutet an sich. „Sag, wenn es losgehen soll!“, flüstert er mir zu. Ich nicke, zische: „Jetzt!“

Stunden später. Die beiden Arschlöcher sind lange gegangen. Ich lehne an dem Kerl, der noch immer an dem Lautsprecher lehnt, aus dem jetzt, in den Abendstunden, der brüllende Beat jedes andere Geräusch in Watte verwandelt. „Jetzt?“, fragt er. „Jetzt!“, antworte ich. Wir knutschen wie die Bekloppten. Seit Stunden schon. Längst sind seine Hände unter meiner Jacke, unter meinem Shirt, sogar unter meinem BH.
„Jetzt?“
„Jetzt!“

„Aggi, mensch, verpiss dich, du siehst doch, dass ich beschäftigt bin!“ Mein Filmkusskerl wehrt missmutig einen anderen Kerl ab, der ihn an der Schulter gepackt und ihm etwas zugeraunt hat. Der andere Kerl zuckt mit den Achseln. „Ich hau jetzt ab!“, ruft er und schlendert quer über die Tanzfläche, auf der sich die letzten besoffenen Nachtschwärmer in sinnlosen Kreisen drehen. „Aggi, Scheisse, Aggi!!!“, schreit mein Filmkusspartner, packt mich am Arm, zerrt mich hinter sich her. „Warte doch, Aggi, nimm uns mit, wie sollen wir denn sonst hier wegkommen?“
Aggi bleibt stehen, grinst.

Ich wüsste schon, wie ich hier wegkommen soll, mein Auto steht draußen auf dem Parkplatz, getrunken habe ich nichts, keine Zeit gehabt, nicht dazu gekommen, nix getrunken, nur geknutscht, geknutscht und geknutscht und sonst nichts. Ich sage nichts von meinem Auto, sage nichts davon, dass wir noch bleiben könnten, dass ich ihn später heimfahren könnte, kein Wort sage ich.

Aggi fährt aus der Stadt hinaus, biegt auf die Schnellstraße ab und mir wird mulmig. Ich weiss nicht, wohin wir fahren, ich habe nicht gefragt, ich weiss nur, dass wir nicht zu mir fahren, denn wir haben mit keiner Silbe darüber gesprochen, wo ich wohne und ich habe auch nicht vor, dieses bekannt zu geben. Mein Filmkusspartner hat den Arm um mich gelegt, knutscht mich nach wir vor ab, benutzt jetzt jedoch beide Hände, eine liegt zwischen meinen Schenkeln, die andere wühlt unter meinem Shirt. Ich verdränge jeden Gedanken, zum denken ist es jetzt sowieso zu spät. Schade, dass mich das Arschloch jetzt nicht sehen kann.

Aggi biegt in einen Wohnblock ab, hält an, wir steigen alle aus. „Wir pennen bei Aggi, das ist doch okay, oder?“, fragt mich mein Filmkusspartner. Ich antworte nicht, zucke mit den Schultern und denke Scheiße, Scheiße, Scheiße.

Aggi wohnt in einer Kellerwohnung. Ein Zimmer, lachhafte Miniküche, eine offene Tür gibt den Blick auf ein Schuhkartonbad frei. Ich steige über Pizzakartons, leere Bierdosen, vergammelte Teller mit Spaghettiresten, Zeitschriften, Schuhe, Kleidung, Chipstüten hinweg, bis ich an dem Matratzenlager auf der anderen Seite angelangt bin. Scheiße, Scheiße, Scheiße, denke ich. Aggi grinst mich an, grinst meinen Knutschpartner an. „Macht es euch gemütlich.“, sagt er, schiebt mit den Füßen eine Stelle auf dem dreckstarrenden Teppich frei, wühlt in einer Zimmerecke, wühlt in einer anderen Zimmerecke und breitet eine schlappe Luftmatratze auf dem Boden aus. Er zieht sich bis auf die Unterhose aus, wirft sich auf sein Schlaflager und scheint nicht zu bemerken, dass er mit dem Arsch auf dem Teppich liegt, mehr als einen Hauch enthält seine Luftmatratze nicht.

Ich begutachte das Matratzenlager, versuche gar nicht erst, den Flecken auf dem Laken einen Namen zu geben, überlege, wie ich aus dieser Sache wieder rauskomme. „Wie heisst du überhaupt?“, fragt mich mein Knutscher. „Julia.“, antworte ich mit dem Ersten, das mir einfällt. „Oh, wie süüüüüüüüüß“, säuselt Aggi von seiner luftlosen Unterlage. „Julia! Da wird aus dem guten alten Bjork noch ein echter Romeo und ich darf dabei sein.“

Bjork also. Nicht, dass es wichtig wäre, aber es ist sicher kein Nachteil den Namen desjenigen zu kennen, mit dem man in hygienisch bedenkliche Laken steigt. Bjork zieht sich aus, vollständig, gewährt mir einen Blick auf das, was sich zwischen uns befinden wird, sobald wir in dem muffigen Dreck liegen. Ich ziehe mich ebenfalls aus, lasse aber meine Unterwäsche an. Es wird mir nichts nutzen, aber es zögert das Unvermeidliche heraus. Bjork also. Okay. Bjork.

Bjork fängt sachte an. Wir knutschen. Dann habe ich plötzlich keinen BH mehr an und Bjork knutscht immer noch – meine Brüste. Ich konzentriere mich auf seine Berührungen, das Unvermeidliche ist und bleibt unvermeidlich, also warum nicht das Beste draus machen? Mein Slip fliegt quer durchs Zimmer, ich hoffe, dass er nicht ausgerechnet in dem ekligen Spaghettiteller gelandet ist. „Gummi!“, ruft Bjork in die Dunkelheit. „Haste keine eigenen?“, fragt Aggi aus der Dunkelheit zurück. Rascheln, Scharren, Rumpeln, eine Hand tastet über die Bettdecke, Finger verfangen sich in meinem Haar, ich quieke leise auf. „Oh, Julia, sorry!“, flüstert Aggi und ich bedauere, dass das Unvermeidliche nicht seinen Namen trägt, er gefällt mir besser als Bjork, er ist witziger, höflicher, hat irgendwas an sich, das mir gefällt.

Bjork bekommt sein Gummi und ich bekomme Bjork. Mit geschlossenen Augen stelle ich mir das Gesicht des Arsches vor, wünschte, er wäre hier, wünschte, er würde mich sehen, unter Bjork, auf vollgewichsten Laken, inmitten von Müll und Dreck. Die Vorstellung ist gut, ich schmücke sie aus, stelle mir die Situation als Film vor, sehe mich selbst, sehe Bjork, sehe die entgleisten Gesichtszüge des Arsches und fange an zu keuchen, finde den Film erregend, geil, abartig geil.

Bjork fällt in mein Keuchen ein. Wir keuchen beide. Eine Zeitlang. Dann keuchen wir zu dritt. „Aggi, du Sau, holst du dir etwa einen runter?“, fragt Bjork in die Dunkelheit und stoppt seine Bewegungen. „Muss ich ja wohl – oder lasst ihr mich mitmachen?“
„Hast du den Arsch auf?“, fragt Bjork in die Nacht und als keine Antwort kommt, nimmt er seine Bewegungen wieder auf, fickt mich, schnell, hart, heftig.

Er kommt schnell und er schläft schnell ein. Ich liege neben ihm und starre blind in die Dunkelheit. „Biste noch wach?“, flüstert Aggi nach einer Weile.
„Hmmm.“
„Magst du zu mir kommen?“
„Hmmm.“

Aggi rückt auf seiner luftleeren Luftmatratze zur Seite, ich schlüpfe zu ihm unter die Decke. Er riecht besser als Bjork, küsst aber schlechter, zaghafter, passiver. „Willst du noch mitspielen?“, frage ich ihn und erwarte keine Antwort, sein harter Schwanz an meinem Oberschenkel ist Antwort genug. Aggi ist behutsamer, vorsichtiger, fast zu behutsam, fast zu vorsichtig. Ich drehe mich auf den Bauch, die meisten Kerle vergessen alle Vorsicht und Zurückhaltung, wenn man sie von hinten ranlässt. Bei Aggi ist das nicht anders. Kurz bevor er kommt, lege ich die Finger über meine feuchte Perle, helfe mir auf die Sprünge, sorge dafür, dass ich auch komme.

Aggi fährt mich heim, ich steige zwei Straßenzüge vor meiner Wohnung aus, warte, bis er abgefahren ist, bevor ich nach Hause gehe. Ich wähle die Nummer des Arsches, als er abnimmt und schlaftrunken in den Hörer nuschelt, lege ich auf.

lesbar | luise um 02:13h| 0 Kommentare |comment