Montag, 10. Oktober 2005


Ach,

Herr Kid, wie haben Sie denn die » beiden anderen Blogger in das Boot bekommen? Und sind Sie sicher, dass die überhaupt drin hocken und nicht nur so tun, als wären sie gleich hinter Ihnen? Hören Sie sie atmen, in der Nacht, in der Dunkelheit? Oder ist es nur Ihr eigenes Blut, das Ihnen in den Ohren rauscht? Sind Sie sicher, dass, wenn Sie sich unvermutet umdrehen, da jemand mit in Ihrem Boot hockt und sind Sie sicher, dass die Pfütze zu Ihren Füssen aus Wellengang und Gicht gemacht und nicht die Abschiedspfütze Ihrer beider Blogger ist, die sich verpisst haben?

Und, Herr Kid, was tun eigentlich drei Blogger in einem Boot? Sich gegenseitig versichern, wie toll sie doch wären? Sich gegenseitig nach dem Maule reden, immer schön das, was der andere hören will? Sich gegenseitig in den Arsch kriechen, einmal rein und einmal raus und wieder rein? Wissen Sie, lieber Herr Kid, mit den Bloggern ist das nicht so, wie man sich das im ersten Moment in schönen Farben ausmalt. Freundschaft, Zuneigung oder gar so etwas wie Liebe, das gehört zu den grossen Worten, die Blogger tagtäglich machen, aber, Herr Kid, wissen Sie, Blogger machen eben Worte, das ist ja das, was einen Blogger ausmacht, Worte und Worte und Worte und nichts als Worte, streicht man diesen riesigen Haufen Buchstaben nachher zusammen, bleibt eine Kehrschaufel Dreck übrig, und diesen Dreck können Sie getrost in der Mülltonne entsorgen.

Falls ich Sie verunsichert haben sollte, tut mir das leid. Und eigentlich muss ich Ihnen ja überhaupt gar nichts über Blogger erzählen, dass wissen Sie alles selbst. Allerdings frage ich mich immer noch, wie Sie zu dritt in einem Boot gelandet sind. In einem Bett, okay, das würde ich sofort kapieren, drei Blogger in einem Bett ist easy, und die Worte, die in einem Bett fallen, die, das weiss jeder, sind nicht gefallen, um sie mit in die Ewigkeit zu nehmen und wer im Bett von Liebe redet, der redet vom Ficken, Liebe geht anders (einer der Gründe, warum mir ein ehrlicher Fick tausend Mal lieber ist als milliarden schön gesäuselter Worte), aber auch das weiss jeder. Worte, die in einem Boot fallen, oder am Ufer eines Flusses, oder zwischen der vergehenden Nacht und dem erwachenden Morgen an einem geheimen Ort, diese Worte jedoch sollten für die Ewigkeit taugen - sofern sie nicht von einem Blogger gemacht wurden, dann sind sie nur gut für die Kehrschaufel, blablaba, siehe oben.

Bevor ich mich jetzt wieder in meinem eigenen Dreck verkrieche und bittere Tränen weine, die schmale, helle Spuren auf meine staubigen Wangen malen, erlauben Sie mir, etwas über den Tod zu sagen, wenngleich das nicht von mir kommt, sondern nur angelesen ist, ich weiss nicht einmal mehr, wo genau ich das las.

Jeder, der an den Tod denkt, bevor es Zeit ist, ihn zu begrüssen, tut das mit dem Gedanken, sich mit ihm anzufreunden. Was man kennt, fürchtet man nicht. Ein Totenschädel auf den Oberarm eines Kleiderschrankes von Mannes tätowiert, bedeutet nicht, dass dieser Mann den Tod liebt, er fürchtet ihn und versucht, diese Furcht zu bekämpfen, in dem er sich mit dem Tod anfreundet.

Freunde muss man nicht fürchten - ausser sie sind von Liebe sprechende Blogger. Hossa.

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Drei Blogger in einem Bett ist easy???
Berichten Sie!

"streicht man diesen riesigen Haufen Buchstaben nachher zusammen, bleibt eine Kehrschaufel Dreck übrig" - Sehen Sie, deswegen gibts bei mir fast nur Bilder ...

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Nein, lieber nicht, ausserdem müsste ich dazu weit ausholen, sehr weit sogar und so viel Atem zu verschwenden, ist es dann auch nicht wert.

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Ach, herrje, jetzt entdecke ich diesen wunderbaren Text erst jetzt, so auf meiner letzten Blogrunde kurz vor dem Weg in mein tränengetränktes Bett.

Gerade wurde mir am Telefon gesagt, die Blogger in meinem Boot wären alle verwirrt, ich solle mir mal schnell was in den Unterarm ritzen, damit die Ordnung wieder hergestellt ist. Aber nun ist der Herbst nunmal meine schönste Zeit. Und diesmal habe ich beschlossen, von der Marmelade auf meinem Klappbrot gebe ich nichts ab. Ich möchte auch einmal gut essen und süß und das Gefühl haben, als müsse ich nicht in alle Ewigkeit jeden Tag zurückkehren in mein Käsebrot-Café.

Sie haben mich nicht verunsichert. Andere schon, denn einigen habe ich mal vertraut. Weil die von Vertrauen sprachen. Sie hingegen verschwenden solche Worte nicht und mißbrauchen deshalb nichts. Und deshalb traue ich Ihnen mehr als den meisten.

Verunsichere ich Sie? Das wäre schade, denn ich fühle mich gerade sehr sicher. Kommt Rot, habe ich gewonnen. Kommt Schwarz, wird es schöne Texte für das Hermetische Café geben und einen Herrn Kid, wie man ihn kennt.

Ich pfeife nicht mehr im Wald. Ich sehe die Verwirrung in meinem Laden und die Blogger-Klicks, die nur noch von Neugierde und nicht mehr von Interesse geprägt sind. Ich sehe, wie 1 + 1,5 bei vielen 2 macht, und lasse sie rechnen, die Blogger. Das Wispern war befremdlich, mittlerweile habe ich alle aus dem Boot geworfen und setze neue Segel.

Man weiß nie, wieviel Zeit einem bleibt. Niemals. Aber so, wie es falsch wäre, ein sinkendes Schiff zu kapern, wäre es töricht, überhaupt nirgends mehr an Bord zu gehen. Sorrow floats, heißt es bei John Irving.

Deshalb bleiben wir auch beide oben. Denn wir beide müssen uns ja nicht voreinander fürchten. Denke ich.

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Rot oder Schwarz, das weiss man ja dann doch immer erst, wenn man Licht einschaltet, aber Sie haben Recht, es wäre dumm, sehr dumm, gar kein Boot mehr zu betreten - und, unter uns: ohne Schwimmweste ist es verdammt viel aufregender als mit und schwimmen, ja, schwimmen ist eine unserer leichtesten Übungen, nicht wahr..... ?

Nein, wir müssen uns nicht voreinander fürchten. Danke.

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Klingt, als gäbe es auf hoher See eine Menge unerzählter Geschichten, von Meeres- und anderen Ungeheuern. Geschichten, die erst dann erzählt werden, wenn der Ofen vor Hitze glüht und die Gesichter von heißem Grog. Geschichten, die halb flüsternd erzählt werden und bei denen man unwillkürlich enger zusammenrückt, wie um sich vor der Kälte und dem Nebel auf Deck zu schützen. Oder vor dem Frösteln, das dem einen oder andern langsam den Rücken heraufkriecht.
Schwimmen aber, das können sie alle, wenn es darauf ankommt. Besonders in eiskaltem Wasser. Wasserratten sind sie allemal.

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hossa! sehr gut geschrieben, lu. überhaupt gefällts mir hier, trotz noch seltener besuche.

so, nun sollte ich mal bei kid lesen, worum es hier überhaupt geht ...

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Luise, eine Bereicherung
ich muss inzwischen täglich reinschauen um von dir zu lesen, dacher bist du eine Bereicherung.

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