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Mittwoch, 2. November 2005
Zerbissen
Verbissen. Zerrissen. Krampf im Unterkiefer, wegen des Lächelns und der sorgsamen Natürlichkeit und der Unbekümmertheit. Unbekümmert sein, nichts anmerken lassen, belügen, betrügen, nicht zuletzt mich selbst – und dich. Dich. Mich. Sinnlos, vollkommen sinnlos, du weißt es, ich weiß, dass du es weißt, sehe es an deinem Blick, höre es an deinem stockenden Atem, spüre es an der Flüchtigkeit deiner Finger, die mich nur kühl mit den Spitzen streifen.
„Magst du noch ein Glas Wein?“ Kopfschütteln. Keinen Wein mehr, wir haben nur eine Flasche, eine halbe Flasche für jeden; eine halbe Flasche ist gerade so viel um Lippen zum Zittern zu bringen und Zungen zu lösen. Gelöste Zungen reden um die Knoten herum, mir sind die Knoten lieber, viel lieber. Verbissen. Zerrissen.
„Ich komme morgen wieder später... viel zu tun.“ Ich werde nicht einmal rot, kein Zittern in meiner Stimme, kein Flackern in meinem Blick. Du sagst nichts, siehst mich nicht an, spielst mit der losen Ecke des Flaschenetiketts. Ich starre auf deine Hände. So groß und so schlank, schmal. Traurige Hände, betrogene Hände, belogen und betrogen. Zerrissen. „Ich könnte versuchen..... falls du... ich könnte versuchen, pünktlich zu sein.“ Du schaust auf, kurz, ganz kurz. „Nein, nein, tu, was du tun musst.“
Tun, was ich tun muss. Muss. Ich muss nicht, nichts muss ich. Ich will. Ihn. Dich. Ihn. Dich. Ihn. Mich und dich. Ihn und mich. Zerrissen. Verbissen. „Wenn du mich darum bittest, werde ich pünktlich sein.“ Meine Zunge fühlt sich fremd an in meinem Mund. Fremdkörper. Meine Zunge. Er. Und ich. „Ich bitte dich um nichts, was du nicht selbst willst.“
Was ich will... sag, dass ich nach Hause kommen soll. Sag, dass du auf mich wartest. Sag, dass du es nicht erträgst. Sag, dass du es weißt. Sag es. Ich will... dass du es sagst. Sag es. Sag es!
Schweigen. Das leise Ratschen, mit dem sich das Etikett von der Flasche löst und das träge Ticken der albernen Dinosaurieruhr zingeln uns ein, vereinen uns, trennen uns. Das Etikett zerreisst, die Ränder sind ganz dünn, fast durchsichtig. Zerrissen. Dünn. Durchsichtig. Durchsichtige Worte, dünne Lügen. Zerrissen.
„Ich gehe schlafen.“ Dein Blick streift mich kurz, erschreckt, als er dem meinen begegnet, flüchtet sich auf die Wand hinter meinem Kopf. Kein Lächeln, du gehst ohne zu sagen, worauf ich warte. Die Rückseite des Etiketts ist weiß, die rote Vorderseite schimmert durch das dünne Papier. Ich halte es in die Flamme der dicken, blauen Stumpenkerze, Weihnachtsmarkt, letztes Jahr, Glühwein, Lachen, am Abend Pfannkuchen und Sirup. Du und ich in der Nacht. Letztes Jahr. Du und ich im letzten Jahr. Der Papierfetzen kräuselt sich, vergeht, zergeht, wird schweigend zu einem schwarzen, stinkenden Nichts. Die Kerze brennt Abschied nehmend herunter, in der Mitte bildet sich eine Kuhle, flüssiger Wachs sammelt sich darin, die Flamme ertrinkt. Ich starre mein Handy an. Ich könnte ihm absagen, könnte ihm einfach eine SMS schicken und absagen. „Goodbye, Baby.“ Ich könnte. Ich könnte, könnte, könnte. Ich will...... ihn. Nur noch dieses eine Mal. Ein letztes Mal.
Er und ich. Woher weißt du es? Woher? Wir waren so vorsichtig. Ich habe hinter dem Einkaufszentrum geparkt, jedesmal. Er hat mich dort mit seinem Wagen abgeholt, jedesmal. Nie hat mein Auto vor dem Hotel gestanden, niemals. Immer sind wir durch die Tiefgarage in das Zimmer am Ende des zweiten Stocks gegangen. Jedesmal. Nie hat man uns zusammen in der Stadt gesehen. Niemals. Keine Anrufe am Abend. Jede SMS sofort gelöscht. Vorsichtig. Immer. Die ganze Zeit über. Niemals bin ich mit seinem Geruch an mir, in mir, heimgekommen. Niemals habe ich seine Klebrigkeit mitgebracht. Keine Spuren zwischen meinen Schenkeln, zwischen meinen Pobacken, in meiner Mundhöhle.
Kein Frischgeficktgeruch, keine Rückstände, keine sichtbaren Male, nur das, was er unsichtbar unter meiner Haut hinterlassen hat und vielleicht in meinen Augen, in meinem Gang, in meiner Stimme. Nie habe ich mir etwas anmerken lassen, wenn du mich kurze Zeit nach ihm gefickt hast und mein Fleisch wund und gereizt aufgeschrien hat. Jedes Keuchen, jedes Seufzen war echt, keine Lügen, wenn dein Schwanz dieselben Pfade ging wie seiner, wenige Stunden zuvor. Deine Spuren dort, wo seine nicht sein durften, nicht bleiben durften. Deine Spuren, die ich so sehr liebe, so sehr, dass ich sie antrocknen lasse, mit fest zusammen gepressten Beinen, hinterher, wenn der Atem sich beruhigt und der Puls sich normalisiert. So sehr liebe ich deine morgendlichen Spuren, dass ich sie überall mit hinnehme, sogar nachmittags in das große weiße Bett, wo er sie aus mir heraus leckt und schlürft und später dann mit seinem Schwanz in jede meiner Poren massiert, deine Spuren, dein Geruch, deine Klebrigkeit. Eine läufige Hündin, die sich von ihrem Rüden hat anpissen lassen, damit jeder andere Köter Bescheid weiß, darüber, dass nur er dieses Loch fickt. Revier abstecken, markieren. Kalter Bauer statt Pisse im falschen Fell der läufigen Hündin, die sich zwei Mal in der Woche von einem dahergelaufenen Köter ficken lässt.
Nur noch dieses Mal. Ein letztes Mal. Nur noch einmal mit ihm in das große weiße Bett am Ende des Flures im zweiten Stock. Nur noch einmal unter ihm schreien und nur noch einmal von ihm alle Löcher stopfen lassen. Abschiedsfick. Einmal noch. Ein letztes Mal von dem dahergelaufenen Köter besteigen lassen. Ich wünschte, du würdest es sagen, wünschte, du würdest mich bitten. Vielleicht werde ich morgen keine Zeit zum duschen haben, vielleicht werde ich morgen mit seinem Geruch, mit seinen Spuren nach Hause kommen. Vielleicht riecht die läufige Hündin morgen abend nach der Pisse eines fremden Köters. Vielleicht. Zerrissen. Verbissen. Ineinander verbissene Köter, rammelnd, fickend. Läufige Hündin. Zerbissen.
Woher weißt du es?
„Magst du noch ein Glas Wein?“ Kopfschütteln. Keinen Wein mehr, wir haben nur eine Flasche, eine halbe Flasche für jeden; eine halbe Flasche ist gerade so viel um Lippen zum Zittern zu bringen und Zungen zu lösen. Gelöste Zungen reden um die Knoten herum, mir sind die Knoten lieber, viel lieber. Verbissen. Zerrissen.
„Ich komme morgen wieder später... viel zu tun.“ Ich werde nicht einmal rot, kein Zittern in meiner Stimme, kein Flackern in meinem Blick. Du sagst nichts, siehst mich nicht an, spielst mit der losen Ecke des Flaschenetiketts. Ich starre auf deine Hände. So groß und so schlank, schmal. Traurige Hände, betrogene Hände, belogen und betrogen. Zerrissen. „Ich könnte versuchen..... falls du... ich könnte versuchen, pünktlich zu sein.“ Du schaust auf, kurz, ganz kurz. „Nein, nein, tu, was du tun musst.“
Tun, was ich tun muss. Muss. Ich muss nicht, nichts muss ich. Ich will. Ihn. Dich. Ihn. Dich. Ihn. Mich und dich. Ihn und mich. Zerrissen. Verbissen. „Wenn du mich darum bittest, werde ich pünktlich sein.“ Meine Zunge fühlt sich fremd an in meinem Mund. Fremdkörper. Meine Zunge. Er. Und ich. „Ich bitte dich um nichts, was du nicht selbst willst.“
Was ich will... sag, dass ich nach Hause kommen soll. Sag, dass du auf mich wartest. Sag, dass du es nicht erträgst. Sag, dass du es weißt. Sag es. Ich will... dass du es sagst. Sag es. Sag es!
Schweigen. Das leise Ratschen, mit dem sich das Etikett von der Flasche löst und das träge Ticken der albernen Dinosaurieruhr zingeln uns ein, vereinen uns, trennen uns. Das Etikett zerreisst, die Ränder sind ganz dünn, fast durchsichtig. Zerrissen. Dünn. Durchsichtig. Durchsichtige Worte, dünne Lügen. Zerrissen.
„Ich gehe schlafen.“ Dein Blick streift mich kurz, erschreckt, als er dem meinen begegnet, flüchtet sich auf die Wand hinter meinem Kopf. Kein Lächeln, du gehst ohne zu sagen, worauf ich warte. Die Rückseite des Etiketts ist weiß, die rote Vorderseite schimmert durch das dünne Papier. Ich halte es in die Flamme der dicken, blauen Stumpenkerze, Weihnachtsmarkt, letztes Jahr, Glühwein, Lachen, am Abend Pfannkuchen und Sirup. Du und ich in der Nacht. Letztes Jahr. Du und ich im letzten Jahr. Der Papierfetzen kräuselt sich, vergeht, zergeht, wird schweigend zu einem schwarzen, stinkenden Nichts. Die Kerze brennt Abschied nehmend herunter, in der Mitte bildet sich eine Kuhle, flüssiger Wachs sammelt sich darin, die Flamme ertrinkt. Ich starre mein Handy an. Ich könnte ihm absagen, könnte ihm einfach eine SMS schicken und absagen. „Goodbye, Baby.“ Ich könnte. Ich könnte, könnte, könnte. Ich will...... ihn. Nur noch dieses eine Mal. Ein letztes Mal.
Er und ich. Woher weißt du es? Woher? Wir waren so vorsichtig. Ich habe hinter dem Einkaufszentrum geparkt, jedesmal. Er hat mich dort mit seinem Wagen abgeholt, jedesmal. Nie hat mein Auto vor dem Hotel gestanden, niemals. Immer sind wir durch die Tiefgarage in das Zimmer am Ende des zweiten Stocks gegangen. Jedesmal. Nie hat man uns zusammen in der Stadt gesehen. Niemals. Keine Anrufe am Abend. Jede SMS sofort gelöscht. Vorsichtig. Immer. Die ganze Zeit über. Niemals bin ich mit seinem Geruch an mir, in mir, heimgekommen. Niemals habe ich seine Klebrigkeit mitgebracht. Keine Spuren zwischen meinen Schenkeln, zwischen meinen Pobacken, in meiner Mundhöhle.
Kein Frischgeficktgeruch, keine Rückstände, keine sichtbaren Male, nur das, was er unsichtbar unter meiner Haut hinterlassen hat und vielleicht in meinen Augen, in meinem Gang, in meiner Stimme. Nie habe ich mir etwas anmerken lassen, wenn du mich kurze Zeit nach ihm gefickt hast und mein Fleisch wund und gereizt aufgeschrien hat. Jedes Keuchen, jedes Seufzen war echt, keine Lügen, wenn dein Schwanz dieselben Pfade ging wie seiner, wenige Stunden zuvor. Deine Spuren dort, wo seine nicht sein durften, nicht bleiben durften. Deine Spuren, die ich so sehr liebe, so sehr, dass ich sie antrocknen lasse, mit fest zusammen gepressten Beinen, hinterher, wenn der Atem sich beruhigt und der Puls sich normalisiert. So sehr liebe ich deine morgendlichen Spuren, dass ich sie überall mit hinnehme, sogar nachmittags in das große weiße Bett, wo er sie aus mir heraus leckt und schlürft und später dann mit seinem Schwanz in jede meiner Poren massiert, deine Spuren, dein Geruch, deine Klebrigkeit. Eine läufige Hündin, die sich von ihrem Rüden hat anpissen lassen, damit jeder andere Köter Bescheid weiß, darüber, dass nur er dieses Loch fickt. Revier abstecken, markieren. Kalter Bauer statt Pisse im falschen Fell der läufigen Hündin, die sich zwei Mal in der Woche von einem dahergelaufenen Köter ficken lässt.
Nur noch dieses Mal. Ein letztes Mal. Nur noch einmal mit ihm in das große weiße Bett am Ende des Flures im zweiten Stock. Nur noch einmal unter ihm schreien und nur noch einmal von ihm alle Löcher stopfen lassen. Abschiedsfick. Einmal noch. Ein letztes Mal von dem dahergelaufenen Köter besteigen lassen. Ich wünschte, du würdest es sagen, wünschte, du würdest mich bitten. Vielleicht werde ich morgen keine Zeit zum duschen haben, vielleicht werde ich morgen mit seinem Geruch, mit seinen Spuren nach Hause kommen. Vielleicht riecht die läufige Hündin morgen abend nach der Pisse eines fremden Köters. Vielleicht. Zerrissen. Verbissen. Ineinander verbissene Köter, rammelnd, fickend. Läufige Hündin. Zerbissen.
Woher weißt du es?
und nun mal wieder kunst.
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