Sonntag, 25. September 2005


Mann im Mond (2. Version)

Auf meinem Ausflug in die Äusserste Atmosphäre traf ich den Mann im Mond und zähmte ihn. Ich lockte ihn mit allem, was ich zu bieten hatte, ließ ihn den Geruch meiner Brüste atmen und den Geruch, der zwischen meinen Schenkeln verborgen lauert und er kroch mir willig auf Knien und Fingerknöcheln hinterher, die Augen weit aufgerissen, das Becken zuckend und bebend.

Ich schmeichelte ihm und nannte ihn bei dem Namen, nach dem er sich so sehnte und erlaubte ihm, seine Hände auf meinen Körper zu legen, unter den Stoff, direkt auf meine kühle, trockene Haut. Ich befahl ihm und bezwang ihn, ließ ihm seinen Willen und machte ihm zu dem, was er sein wollte. Er war wie alle anderen zuvor, ein Stecher, ein Bohrer, ein Pfähler, ein Aufspießer. Ich fror unter der Decke seiner Haut. Ich redete ihm ein, einer der größten unter den Großen zu sein und er wuchs auf drei Meter zehn und glaubte mir jedes Wort. Ich wälzte mich über die zerschlissene, feuchte, zerknitterte Milchstraße und er folgte mir mit scharf blitzenden Zähnen und halb ausgerissener Zunge. Wir rangen miteinander im Schwarz der Nacht und der Mann im Mond lernte gierig kleine Kunststücke. Ich ließ ihn Purzelbäume schlagen, in meinen Nebelbänken baden und die Zwischenräume meiner Zehen lecken und er winselte und schwitzte und hinterließ fleckige Feuchtigkeit auf der Farbe meiner Transparenzen.

Als ich anfing, mich zu langweilen, kehrte ich zurück auf die Erde und nahm ihn mit. Ich legte mich schlafen und der Mann im Mond wachte neben mir und sang mir hässliche, fremde Lieder. Sein Gesang störte meine Träume und ich befahl ihm, damit aufzuhören, aber er wollte nicht gehorchen, er bekam sechs weitere Hände und zwei zusätzliche Köpfe und er sang und sang und sang mit quengeliger, unerträglicher Stimme hässliche Lieder. Da nahm ich mein Messer, stach ihm alle glitzernden Augen aus, schnitt ihm alle unruhigen Finger ab, zuletzt seinen zuckenden Schwanz und er verstummte endlich und sein Grinsen erlosch und er war nur noch ein zitternder Klumpen grauer Staub. Ich tauchte meine Finger in seine Überreste, bestrich meine Stirn und sang meine eigenen Lieder bis die Nacht erlosch und dem Himmel kalt und fahl und übel wurde.

Auf meinem Ausflug in die Äusserste Atmosphäre traf ich den Mann im Mond. Er zwang mich, ihn zu töten und nur die Hunde wissen, warum sie in der Nacht wie Wölfe heulen, leise winselnd und ein wenig pinkelnd.

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